Seit rund hundert Jahren grüner Strom 

Noch lange nicht Schicht im Schacht

 

 

Nachhaltigkeit Made in Harz – Energiegewinnung mit Sonnen- und Windkraft gilt angesichts der sich verschärfenden Klimakrise als Lösung für die Zukunft. Die Umstellung auf erneuerbare Ressourcen wird vielerorts geplant. Die Harzer Bergstadt St. Andreasberg macht es vor – und zwar seit fast einhundert Jahren. 

Nicht mit Sonnenkollektoren oder großen Windparks sondern mit Wasserturbinen im Berg wird seit dem Jahr 1923 Strom für 80 bis 90 Prozent der St. Andreasberger Haushalte gewonnen. Und auch der Standort der Turbinen zeugt von nachhaltigem Denken. Untergebracht sind zwei dieser Wasserkraftwerke im Schacht des Bergwerks Grube Samson. Dort wurden vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis ins Jahr 1910 silberhaltige und andere Erze gewonnen. Auch für Mineralien ist die Grube ein weltberühmter Fundort.

»Die Kraft des Wassers«

Schon früh machten sich die Bergleute die Kraft des Wassers zunutze. Über den Rehberger Graben wurde es vom künstlich angelegten Oderteich, die beide wie die Grube Samson heute Teil des UNESCO-Welterbes Rammelsberg, Altstadt Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft sind, bis in das Bergwerk geleitet. Dort wurden dann mit seiner Kraft sogenannte Kunst- und Kehrräder in Bewegung gesetzt. Sie trieben Wasserpumpen an und das gewonnene Erz wurde mit ihrer Hilfe an die Oberfläche transportiert.

»Neun und zwölf Meter messen die hölzernen Räder«

 

Seit 1951 gibt es in der Grube Samson ein Bergwerksmuseum in dem Besucherinnen und Besucher zwei solcher Wasserräder erleben können. Beeindruckend ist ihre Größe: Neun und zwölf Meter messen die hölzernen Räder, von denen eines noch aus dem Jahr 1819 stammt. Zudem ist die Grube Samson mit ihren obertägigen Gebäuden und ihrer Ausrüstung das letzte im Original erhaltene Bergwerksemsemble des historischen Oberharzer Erzbergbaus. Ein Geheimtipp: Das angeschlossene Harzer-Roller-Museum - das weltweit einzige Kanarienvogelmuseum.
 

 

»Mit eigner Muskelkraft über lange Leitern aus dem Bergwerk steigen«

Eine Harzer Erfindung, die im Bergwerksmuseum Grube Samson noch im Original aus dem Jahr 1837 zu bestaunen ist, ist die sogenannte Fahrkunst. Eine Fahrkunst ist eine Art Aufzug: Dabei fahren an langen Holzbalken oder Drahtseilen befestigte Trittbrettern in ständigem Wechsel nebeneinander auf und ab. Um nach oben oder unten befördert zu werden, muss der Passagier auf den Trittbrettern hin- und hersteigen, wenn diese sich begegnen. 

Eine nicht ungefährliche Situation, denn es gibt heute wie damals keine Sicherung. Doch den Bergleuten brachte die Fahrkunst große Erleichterung. Sie mussten nun nicht mehr mit eigner Muskelkraft über lange Leitern aus dem Bergwerk steigen. Dank der Fahrkunst konnte außerdem tiefer gegraben werden, wodurch die Grube Samson das ehemals tiefste Bergwerk der Welt wurde.

Der Bogen spannt sich weiter: Ein Sport für die Zukunft

Im Museum gibt es heute eine interaktive Fahrkunst-Simulation auf der Besucherinnen und Besucher die Fahrt mit der Fahrkunst nacherleben können. Das Original nutzen aber nur noch die Techniker des Turbinenbetreibers Harzenergie, wenn sie für Wartungsarbeiten bis in 190 Meter Tiefe einfahren, damit die St. Andreasberger und ihre Besucher weiterhin nachhaltig produzierten Strom nutzen können.